Olympische Charta und Menschenrechte gehören zusammen
„Die Olympische Idee basiert laut Charta neben der Freude an der sportlichen Leistung auf universellen und fundamentalen ethischen Prinzipien, auf der Wahrung der Würde des Menschen und auf der Ablehnung jeglicher Form von Diskriminierung. Das IOC muss sich fragen lassen, wie es dieser Idee in einem Land wie Russland gerecht werden will, in dem Menschenrechte wenig gelten und kritische zivilgesellschaftliche Kräfte systematisch diskriminiert und schikaniert werden.
Diese Fragen sind nicht neu. Sie wurden bei den Olympischen Spielen in China oder bei der Fußball-Europameisterschaft in der Ukraine gestellt. Die Sportfunktionäre haben daraus nichts gelernt und die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 kritiklos nach Katar vergeben. Berichte über Menschenrechtsverletzungen werden abgewiegelt.
Bei Sportveranstaltungen sollten die Sportlerinnen und Sportler mit ihrer Leistung im Mittelpunkt stehen. Das haben sie verdient. Die Berichterstattung aus Sotschi wird sich jedoch auch mit sportfremden Themen befassen müssen – mit Meinungs- und Pressefreiheit und Fragen der sexuellen Orientierung sowie mit regimekritischen Demonstrationen, die kilometerweit vom Olympia-Park entfernt stattfinden, weil sie vom Ort Sotschi ausgeschlossen bleiben. Zu Menschenrechtsverletzungen darf niemand schweigen, auch nicht das IOC mit seinem deutschen Präsidenten Thomas Bach.
Die nationalen und internationalen Sportverbände müssen ihrer Verantwortung gerecht werden und bei künftigen Entscheidungen menschenrechtliche, soziale und ökologische Kriterien verstärkt einbeziehen. Dies wäre ganz im Sinn der Olympischen Charta.“