Hozan Canê aus dem Gefängnis entlassen, aber immer noch kein Freispruch für Gönül Örs
Gönül Örs ist heute vor Gericht nicht freigesprochen und kann weiterhin nicht zurück nach Deutschland reisen. Dagegen ist ihre Mutter Hozan Canê gestern Abend aus dem Gefängnis entlassen worden, muss aber vorerst auch in der Türkei bleiben.
Frank Schwabe, Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion für Menschenrechte und humanitäre Hilfe, hat zwiespältige Gefühle: „Ich habe heute fest mit einem Freispruch für Gönül Örs gerechnet. Die Vorwürfe gegen sie sind völlig konstruiert und das Vorgehen der türkischen Justiz rein politisch motiviert. Gönül Örs ist unschuldig. Sie muss so schnell wie möglich freigesprochen und ihre Ausreisesperre aufgehoben werden. Der heutige Tag zeigt erneut, wie schlecht es um die Rechtslage in der Türkei steht. Sehr wichtig war die Freilassung von Hozan Canê gestern. Sie ist gesundheitlich angeschlagen und kann sich jetzt etwas erholen. Letztlich bleibt aber der psychische Stress. Deshalb müssen beide schnellstens nach Deutschland ausreisen können.“
Örs wurde im Mai 2019 in Istanbul festgenommen. Die türkische Justiz warf Gönül Örs unter anderem Terrorpropaganda für die kurdische Arbeiterpartei PKK vor. Sie saß zeitweise in Untersuchungshaft, bis Juni 2020 verbrachte sie in Hausarrest. Bis zum heutigen Urteil war ihr die Ausreise aus der Türkei untersagt.
Gönül Örs ist die Tochter der deutsch-kurdischen Sängerin Hozan Canê. Gönül Örs war 2019 in die Türkei gereist, um ihre Mutter zu besuchen. Hozan Canê sitzt dort seit Juni 2018 im Gefängnis. Die türkische Justiz wirft Hozan Canê unter anderem Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation vor. Frank Schwabe hat für beide Personen eine Patenschaft im Programm „Parlamentarier schützen Parlamentarier“ des Deutschen Bundestages übernommen.