Das Bundeskabinett hat mich Anfang Januar zum „Beauftragten der Bundesregierung für weltweite Religions- und Weltanschauungsfreiheit“ bestellt. Das ist mir eine Ehre und Verpflichtung zugleich.
Die Freiheit der Religion und der Weltanschauung ist kein exklusives Menschenrecht. Es ist eingebettet in den Kanon der Menschenrechte, der in der Bundesregierung von der Beauftragten für Menschenrechte und humanitäre Hilfe repräsentiert wird. Aber das Recht auf Religions- und Weltanschauungsfreiheit ist zumeist eben auch da bedroht, wo auch andere Menschenrechte bedroht sind.
Als evangelischer Christ ist mir der Glaube wichtig. Aber ich verstehe das Amt nicht im Sinne der Unterstützung von Religionen, sicher auch nicht des Christentums. Sondern es geht immer um die Freiheit der oder des Einzelnen, die eigene Religion frei ausüben zu können. Oder auch nicht. Oder auch zu wechseln. Es geht also nicht darum, die Haltung von staatlichen oder religiösen Autoritäten durchzusetzen. Sondern eher das Gegenteil davon. Oft ist es die Religions- und Weltanschauungsfreiheit, die gerade gegen Autoritäten, gegen den Staat durchgesetzt werden muss. Ich bin also kein „Religionsbeauftragter“ sondern ein „Religionsfreiheitsbeauftragter“.
Weltweit sind oft Christinnen und Christen von Verfolgung betroffen. Aber eben schon wegen der großen Zahl von Christinnen und Christen weltweit. Prozentual sind es wohl vor allem Religionsgemeinschaften wie die Ahmadiyya oder die Bahai, die besonders betroffen sind. Aber es gibt eben auch die Unterdrückung von Jüdinnen und Juden und von Musliminnen und Muslimen. Eine Aufrechnung wer von wem mehr unterdrückt wird, macht dabei keinen Sinn sondern treibt Menschen und Religionen nur auseinander.
Bei allem Einsatz für die Religions- und Weltanschauungsfreiheit weltweit müssen wir uns immer auch am Grad der Freiheit in Deutschland messen lassen. Es ist beschämend wie sehr Jüdinnen und Juden in ihrer ungestörten Religionsausübung eingeschränkt sind. Auch die Ablehnung von Moscheen, Minaretten und Muezinrufen passt nicht zu unserem eigenen Anspruch auf weltweite Religions- und Weltanschauungsfreiheit.
Einen besonderen Blick will ich in den nächsten Jahren auch auf die besondere Form der Religionsausübung von Indigenen werfen. Sie werden besonders oft unterdrückt. Ihre besondere Form der Naturverehrung wird insbesondere bei Infrastrukturprojekten zu wenig berücksichtigt. Auch will ich darüber aufklären, dass Religion oft missbraucht wird, um bestimmte oft patriarchale Machtstrukturen zu legitimieren.
Ich will aber vor allem auch die guten Beispiele sichtbar machen. Dort wo Religion im Sinne der Menschenrechte wirkt und Religionen friedlich koexistieren. Dabei hilft die Verankerung meines Büros im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Bundesministerin Svenja Schulze und der Bundesregierung danke ich für das Vertrauen und im Vorgriff für die sicher gute Zusammenarbeit.
Mein Dank geht an meinen Vorgänger von der CDU Markus Grübel.
In den nächsten Wochen werde ich Euch einen (exklusiven) Einblick geben wie das so in einem Ministerium läuft.